Chronik

(Kurz-) Historie Troisdorfer Narrenzunft von 1925 e.V.

Voller Stolz blickte die „Troisdorfer Narrenzunft“ in der Session 2013 zurück auf 88 Jahre im Fastelovend. Die Gesellschaft hatte nun 8 X 11 Jahre den Karneval in Troisdorf aktiv mitgestaltet und miterlebt.

In der Geschichte der TNZ spiegelt sich auch das Leben in unserer Heimatstadt bis in die heutige Zeit wieder. Während der Zeit der Besatzung des Rheinlandes, gründeten sich im Winter 1924/1925 die „Ömmergöncher“, wie sich die Gesellschaft zunächst nannte. In der kalten Jahreszeit saß man im Gasthaus „Alt Heidelberg“, an der Oberlarer Straße (jetzt Bahnstraße), sonntagabends zusammen und schmiedete Pläne. Das Lokal war ein beliebter Treffpunkt der Bürgerschaft. Einer der regelmäßigen Teilnehmer an dieser “Sonntagsrunde“, Johann Klein, schlug eines Abends vor, doch einen Verein zu gründen, in dem man karnevalistische Späße treiben könne. Dies in einer Zeit, da karnevalistisches Treiben durch die Besatzungsmächte verboten war. „Ömmergöncher“ war ein unverfänglicher Begriff, der kleine Zuckerkügelchen mit einem Korianderkern beschrieb, ein im 19. Jahrhundert weit verbreitetes Naschwerk („Kölner Dragées“).

Gründungsmitglieder waren neben Johann Klein: Christian Schmidt, Ernst Lenz, Willi Bolz, Josef Nittenwilm, Theo Trimborn, Wilhelm Müller, Mathias Hunsdorf, Josef Denkel und Josef Schlimgen. Erster Präsident des Vereins war Christian Schmidt.


Willi Bolz, Christian Schmidt, Ernst Lenz Foto Tdf.´ er J.-Heft 1989

Willi Bolz, Christian Schmidt, Ernst Lenz Foto Tdf.´ er J.-Heft 1989



Nach Abzug der Besatzungstruppen und Aufhebung des Karnevalsverbots im Jahr 1926, ließen sich die „Ömmergöncher“ im Vereinsregister unter dem Namen „Troisdorfer Narrenzunft von 1925 e.V.“ eintragen. Man folgte dem Beispiel der Narrenzünfte, die sich in ganz Deutschland neu bildeten. Insbesondere die bereits 1880 gegründete „Kölner Narren Zunft“ nahm man zum Vorbild. Beide Zünfte folgten dem Beispiel der im Jahre 1381 durch den Graf Adolf von Kleve gegründeten Klever „Geselschap van den Gecken“. Der Tradition dieser „Geselschap“ sieht sich die TNZ verpflichtet. Zahlreiche soziale Aktivitäten werden bis zum heutigen Tage unterstützt.

Die Narrenzünfte fungierten als Familiengesellschaften, Frauen waren herzlich willkommen. Dies bereits in einer Zeit, da die meisten Karnevalsgesellschaften reine Männerdomänen waren. In Anknüpfung an das ehrwürdige Zunftzeitalter wurde der Präsident der Narrenzunft als „Bannerhär“, der Schatzmeister als „Säckelmeister“, der Schriftführer als „Gaffelschriever“ und die übrigen Vorstandsmitglieder als „Ambsmeister“ bezeichnet. Förderer der Zunft nannten sich „Zunftmeister“. Die schweren, pelzverbrämten Ratsmäntel, die in der TNZ getragen wurden, lassen darauf schließen, dass hier ein Verein entstanden war, der sich im Geiste der elitären Narrenzünfte sah, die - der Tradition von 1381 folgend - in ganz Deutschland beheimatet waren und sind.

Bald stellte sich für die Troisdorfer Narrenzunft heraus, dass Gastraum und Vereinszimmer nicht ausreichten, um sich auszudehnen. Gastwirt Schlimgen, einer der rührigsten Förderer der noch jungen Zunft, erklärte sich bereit einen Saal zu bauen, wenn alle Interessenten mit anpacken würden.
Dazu kam es 1928, die Narrenzünftler begannen ihr Werk, als der Rohbau fertig war. Fußboden verlegen, Bühne bauen usw. - alles unter der Leitung von Gastwirt Josef Schlimgen.

Prächtige Veranstaltungen, insbesondere sehr begehrte Sitzungen mit eigenen Kräften, ließen den Saal fast aus den Nähten platzen. Die begehrten Silvesterveranstaltungen fanden begeisterten Anklang.

Im Jahr 1928 gründete sich innerhalb der TNZ das erste Tanzcorps „Die Landsknechte“, der Zeit entsprechend mit einem männlichen „Funken-Mariechen“. Diese Landsknechte waren nach dem Vorbild der Reiter des Jan van Werth gekleidet.


Original Foto: Sammlung DöpperOriginal Foto: Sammlung Döpper



Karl Giebmanns, ein führender Karnevalist aus Köln, war es, der die Sitzungen der „Troisdorfer Narrenzunft“ entscheidend prägte. Die Narrenzünftler waren sehr froh, in Karl Giebmanns einen erfahrenen Sitzungsleiter gefunden zu haben. Als dritter Präsident der „Zunft“ - Johann Klein und Christian Schmidt waren seine Vorgänger - leitete er Sitzungen, die so großes Ansehen genossen, dass regelmäßig Kölner nach Troisdorf kamen.

Bis 1939 entwickelte sich ein sehr aktives Gesellschaftsleben.

Während des Zweiten Weltkriegs gab es in der TNZ keine karnevalistischen Aktivitäten, vielmehr brachten die Kriegsjahre ein jähes Ende des Frohsinns. Die prunkvolle Ausrüstung von Elferrat und Landsknechten ging beim Großangriff am 29. Dezember 1944 verloren. Der „Gaffelsaal“ im Gasthof Schlimgen, mitsamt der traditionsreichen „Bütt“, ist bei diesem Angriff den Bomben zum Opfer gefallen.

Pünktlich im fünfundzwanzigsten Jahr nach der Vereinsgründung trafen sich 1950 einige „Zünftler“, um den Verein wieder aufzubauen. Ein Mitgliedsbeitrag von 50 Pfennigen pro Monat wurde fortan erhoben.

Aus diesen bescheidenen Anfängen nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich bis heute eine großartige Familiengesellschaft entwickelt, die im Laufe ihrer Geschichte sehr zahlreich einen Prinzen der Troisdorfer Altstadt stellte. Rund einhundert Mitglieder freuten sich auf das 88jährige Jubiläum ihrer ältesten - noch aktiven - Karnevalsgesellschaft Troisdorfs. Ins Jubiläumsjahr starteten die Narrenzünftler am 3. November 2012 mit einer prächtigen Sitzung zum Karnevalserwachen. Präsident und Erster Vorsitzender Dietmar Blaeser präsentierte das, vom Literaten Dieter Rodder zusammengestellte, Jubiläums-Programm.


Zu dem „jecken“ Jubiläum waren auch das Jubiläumsheft und eine ausführliche, eigens zu diesem Anlass erstellte, Chronik fertiggestellt.

Mit Prinz Roland I. (Dittmar) und Prinzessin Carmen I. (Dittmar) stellte die TNZ im Jubiläumsjahr das Troisdorfer Prinzenpaar, als Hofdame fungierte Monika Zajontz, als Adjutant stand Siegfried Zajontz Prinz Roland zur Seite.

In der Session 2017/2018, erneut einer Jubiläums-Session, diesmal „140 Jahre Karneval in Troisdorf“, standen unsere beiden Ehrensenatoren Gerda und Heinz Peter Holländer als Heinz Peter I. und Gerda II. an der Spitze der Troisdorfer Narren. Zwei weitere Ehrensenatoren, Mechtild und Dietmar Blaeser - zugleich Präsident und Erster Vorsitzender der TNZ - fungierten als Hofdame und Adjutant.

 

 



Zum dritten Mal, nach dem Ehepaar Blaeser 2006 und den Eheleuten Dittmar 2013, präsentierte sich das Troisdorfer Prinzenpaar in den Narrenzunft-Farben Royal-Blau und Weiß. Seinerzeit durchgesetzt gegen erheblichen Widerstand der Troisdorfer „Oberkarnevalisten“, von den 2006er Tollitäten Dietmar und Mechtild und inzwischen schöne Tradition, wenn die TNZ die Tollitäten stellt.



Wir erlebten gemeinsam mit Heinz Peter I. und Gerda II. eine tolle Session, mit einem riesigen Hofstaat, gebildet von nahezu allen Troisdorfer karnevalistischen Vereinigungen und Vereinen, wegen des 140jährigen Jubiläums.

 

 

 
HP. Holländer